Friday, March 12, 2010

Rosen Zwei







Rosen Zwei (in memory of Grof)

1. Ich bin eine Rose, niemand sich anstosse. Wann darbey der dornen-Stich, dass er nicht geh hinder sich.

2. Mein Geruch muss geben, denn Genuss zum Leben: Meine Schönheit muss der Schein, aller andrer Schönheit sein.

3. In der Winter-Tagen muss ich es ertragen: Dass ich bleibe gantz versteckt, und mit Kält und Frost bedeckt.

4. Dunkelheit und Regen muss mein Hertz bewegen: Dass ich wurte unter sich, obern ist der Dornen-Stich.

5. Wann die Sonne Scheinet, so wird ganz verneinet: Was mich hat gemacht so kalt, finster, grob, und ungestalt.

6. Ihre Schönheit giebet, was mein Hertze liebet: Der Genuss von ihrem Schein, macht mich froh und freudig seyn.

7. Thut sie höher steigen, muss es mir antzeigen: Dass die rauhe Zeit dahin, wo ich hin gesessen bin.

8. Sie thut meiner warten, dass in Gottes Garten Mein Gewächs sich schön ausbreit in des Geistes Niedrigkeit.

9. Bleibt ihr Glantz verborgen, schalff ich bis an Morgen. So geht auf ein neuer Schein, dass auch nichts kann schöners seyn.

10. Will mich was erschreckten, Thut ihr Glantz mich decken: Dass ich froh in ihrem Licht, Und bleib stehen ausgericht.

11. Wandle ich im Kühlen, unter den Gespielen, Muss ihr Schatten mir ein Schein, voller Süssigkeiten seyn.

12. Bleib ich ihr gepaaret, Belibt mein Hertz bewahret: Dass kein falscher Glanz noch Schein kann dasselbe nehmen ein.

13. Ob ich schon mit Dornen, Hinten und von vornen, Bin umgeben: es kann nicht shaden mir ein Dornen-Stich

14. Weil ich eine Rosen, die alda ensprossen: Wo die Dorn mir schenken ein, dass ich kann so schöne seyn.